Pressemitteilung vom 28.02.2016:
Bielefeld (rie): Aktive und ehemalige Führungskräfte aus Wirtschaft, Kirche und diakonischen Einrichtungen in NRW haben sich zusammen geschlossen, um mit ihren Kenntnissen und Kompetenzen andere Frauen und Männer in Leitungspositionen bei schwierigen Zukunftsentscheidungen uneigennützig zu begleiten und zu unterstützen. Bei der Auftaktveranstaltung des Vereins „Der Soziale Zirkel“ in Bielefeld-Bethel stellte Vorsitzender Wolfgang Stender die Ziele des neuen Netzwerks vor: Dessen Mitglieder wollen Stender zufolge auch über ihren Ruhestand hinaus soziale Verantwortung wahrnehmen und ihre Kompetenzen in den Dienst des Gemeinwohls stellen.
Im Rahmen eines Kommunikationsfrühstücks in der „Neuen Schmiede“ in Bethel warb Stender dafür, sich angesichts großer sozialer Herausforderungen neben dem eigenen Beruf, aber auch über das Berufsleben hinaus, ehrenamtlich zu engagieren und im sozialen Bereich Aufgaben zu übernehmen.
„Mehr als bisher müssen wir zwischen den Generationen das Gespräch suchen“, sagte er. Mit einem breit gefächerten Angebot von Kompetenzen böten die Mitglieder des „Sozialen Zirkels“ jüngeren Verantwortungsträgern in kirchlichen, sozialen und wirtschaftlichen Unternehmungen an, sie bei schwierigen Entscheidungen zu begleiten: „Wir möchten sie darin bestärken, sich bei notwendigen Veränderungsprozessen nicht nur an Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu orientieren, sondern auch Werte wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität im Auge zu behalten“, sagte Stender, der bis zu seinem Ruhestand bei der Deutschen Telekom unter anderem für IT-Fragen von Kirche und Diakonie zuständig war.
„Den Wert eines Unternehmens machen nicht Maschinen und Gebäude aus, sondern die Menschen und der Geist, in dem sie zusammen arbeiten“. Diese wichtige Erkenntnis stellte Dr. Thomas Günther (Caritas Paderborn) in seinem Vortrag über die Motivation ehrenamtlichen Engagements heraus. Wie in einem Unternehmen sei es auch für Menschen im Ehrenamt von großer Bedeutung, Freude an der übernommenen Aufgabe zu haben. Ebenso wichtig sei es für sie, das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden und anderen wirklich helfen zu können.
Da viele der zahlreich erschienenen aktiven und ehemaligen Führungskräfte im Sozial-und Gesundheitswesen tätig sind oder waren, hatte der Vorstand des „Sozialen Zirkels“ zu seiner ersten öffentlichen Veranstaltung auch einen Experten eingeladen, der die wachsende Ökonomisierung in Medizin und Pflege beleuchtete. Anders aber als viele Kollegen seiner Zunft stimmte der Volkswirt Dr. Georg Rüter kein Klagelied über Verknappung und Budgetbegrenzung im deutschen Gesundheitssystem an. Im Gegenteil.
Der Geschäftsführer des Bielefelder Franziskus-Hospitals stellte nüchtern fest: „Wir haben ein gigantisches Gesundheitswesen in Deutschland.“ Es sei in den letzten Jahrzehnten nicht geschrumpft, sondern unablässig gewachsen. Betrugen die Gesamtausgaben für den Gesundheitssektor 2006 noch 234 Milliarden Euro, so seien sie 2015 auf über 300 Milliarden gestiegen. 16, 1 Prozent des Einkommens werde Arbeitnehmern gegenwärtig für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssektors vom Gehalt abgezogen.
Rüter hält es zwar für grundsätzlich richtig, dass jeder Patient die Leistung bekommt, die medizinisch notwendig ist, auch im Alter. Er warnt jedoch davor, die Kosten durch unnötige Behandlungen, die eher der „Wellness“ dienen, immer weiter nach oben zu schrauben: „Es gibt eine ethische Verpflichtung zur Ökonomie“, betonte er. In der Regel könnten Krankenhäuser durchaus mit den vorgegebenen Budgets und Fallpauschalen auskommen. Wenn man dagegen die Beitragszahler überfordere, sei dies nicht sozial und gefährde auf Dauer das gesamte System.