„60plus – und was dann?“ Das war das Thema eines unterhaltsamen Kaminabends, zu dem der „Soziale Zirkels e.V.“ am 12. Oktober 2018 in das Hotel Lindenhof Bethel eingeladen hatte. Vorsitzender Wolfgang Stender konnte dazu zahlreiche Gäste und Mitglieder begrüßen. Nach einem Stehempfang und einem humorvollen Einstieg ins Thema mit einer Filmszene aus Loriots „Papa ante portas“, erzählte der Journalist und Theologe Wolfgang Riewe von seinen Erfahrungen beim Abschied vom Berufsleben und dem Neustart ins Rentnerleben. In kleinen Gesprächsgruppen steuerten dann die Teilnehmenden ihre eigenen Gedanken zum Thema und ihre Ideen zur sinnvollen Gestaltung dieser neuen Lebensphase bei.
Die meisten Menschen freuen sich auf die Zeit des sogenannten Ruhestandes. Vor allem darauf, jetzt frei und selbstbestimmt über die eigene Zeit verfügen zu können. Wolfgang Riewe zeigte die großartigen Möglichkeiten dieser neuen Lebensphase auf, die dank des medizinischen Fortschritts heute häufig viel länger als früher dauern kann. Er machte aber auch deutlich, dass manches Vertraute wegfällt: Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die Erfüllung durch die bisherige Tätigkeit und berufliches Ansehen, vor allem aber die durch das Arbeitsleben vorgegebene Alltagsstruktur, die nun neu geordnet werden muss. Der frühere Chefredakteur der Evangelischen Zeitung „Unsere Kirche“ riet dazu, weiterhin ein Netz guter sozialer Beziehungen zu pflegen und sich ein Ehrenamt zu suchen, eine Aufgabe, in der man sich für Andere einsetze. Denn: „Glück kommt aus einem als sinnvoll erfahrenen Leben.“
Welche Chancen und Möglichkeiten die neue Lebensphase bietet, dazu sammelten die Teilnehmenden in den Tischgruppen zahlreiche Beispiele. Wolfgang Riewe berichtete über das Weiterbildungsprogramm „Studieren ab 50“ der Universität Bielefeld, das Älteren neben persönlicher Fortbildung auch den Austausch mit Studierenden ermöglicht. Helmut Flöttmann, früher Ausbildungsleiter der Firma Miele in Gütersloh, berichtete vom Senior Experten Service (SES), in dem sich Ruheständler weltweit engagieren können, und von VerA, einer von ihm mitgegründeten Initiative des SES zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. Es richtet sich an alle Jugendlichen, die während der Ausbildung Hilfe benötigen. Das Besondere an VerA sei das Tandem-Modell, so Flöttmann: Die individuelle 1-zu1-Begleitung durch ehrenamtliche Fachleute im Ruhestand. Vom Fachwissen und der Berufserfahrung Älterer profitieren dadurch jährlich etwa 3.000 Auszubildende.
„Von Senior-Experten nehmen sie oft lieber einen Rat an als von ihren Ausbildern oder der Familie“, sagte Flötttmann.
Der individuellen Begleitung und Unterstützung von Studierenden und Auszubildenden will sich auch der „Soziale Zirkel“ künftig stärker widmen. Sie ist im Gespräch mit der studentischen Unternehmensberatung Stunt. Diese war mit Christina Paetsch, Kevin Meger, Janine Schmeisser und Daniel Schmidtpeter an diesem Abend ebenfalls vertreten. Die Studierenden äußerten starkes Interesse am fachlichen Austausch mit Berufserfahrenen. Diesem Themenbereich soll daher einer der nächsten Kaminabende gewidmet sein.
Text: Wolfgang Riewe